Langlebig und seit langem geschätzt - Die Fliese fasziniert bis heute

Sie umgibt uns in unseren Häusern und Wohnungen, verschönert Böden und Wände und begleitet uns ein Leben lang: Die „gemeine“ Fliese. Doch wer meint, dass sie nichts weiter als ein einfacher Gegenstand ist, irrt. Die Fliese blickt nicht nur auf eine unglaublich reiche Kulturgeschichte zurück, sondern ist bis heute ein unverzichtbares und wertvolles Gestaltungsgut.

Der „Ton“ macht die Musik

Die älteste bekannte Wand- und Bodenbekleidung der Welt ist im Orient und in Afrika beheimatet. Hier wurden die aus luftgetrockneten oder gebrannten Ziegeln erbauten Häuser schon rund 2000 v. Chr. mit Bodenbelägen aus Ziegelfliesen geschmückt. Die Römer machten ihre rote, glasierte Keramik und ihre Fliesentechnik später auch nördlich der Alpen bekannt. „Keramik“ stammt von dem griechischem Wort für Ton („Keramos“) - die keramischen Ziegelfliesen trieben so die jahrtausendealte menschliche Verwendung des Tons zur neuen Blüte an. Die römischen Fliesen schmückten vom einfachen Bodenbelag bis zur Fußbodenheizung ganze Wohnräume und Thermen. Mit dem Untergang des Römischen Reiches geriet die keramische Fliese allerdings zunächst in Vergessenheit. In den fränkischen und karolingischen Kirchen wurde bevorzugt Kalkmörtel und Gipsestrich verwendet, im 12. und 13. Jahrhundert auch als „inkrustierter“ Estrich, bei dem Muster eingeritzt und mit farbigem Mörtel aufgefüllt wurden.

Orient und Okzident im Austausch

Die Keramik wurde erst wieder seit Beginn des 12. Jahrhunderts neben oder mit Naturstein als Bodenbelag vor allem in sakralen Bauten verwendet – hier spielte der wirtschaftliche und kulturelle Ausstausch vor dem Hintergrund der Kreuzzüge eine wichtige Rolle: Über Frankreich und England wurden die neuen Fliesen durch Mönchs- und Ritterorden auch in Deutschland beliebt und dienten als Fußbodenbelag und zur Kaminumrandung. Die häufig orientalisch beeinflussten Muster zeichneten sich durch eine Vielfalt an Ornamentik aus und beruhten in der Regel auf geometrische Grundformen wie Quadrat und Kreis. Die Fliesen wurden glasiert oder unglasiert eingesetzt, häufig bemalt, konnten aber auch schon als Relieffliesen hergestellt werden.

Der Siegeszug der Fliese

Im 15. und 16. Jahrhundert gelangten beliebte Fayencefliesen aus Italien, Spanien und Frankreich nach Antwerpen, das sich von 1520 bis 1570 zu einem wichtigen Zentrum der Fliesenherstellung entwickelte. Einen zeitlichen Bruch stellten die Schrecken und Folgen des Dreißigjährigen Krieges dar, in denen die Herstellung von Fliesen lange brach lag. Aus den Niederlanden importierte Fliesen führten im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts dann wieder zu einer verstärkten Fayenceherstellung. Die berühmten blau-weißen Delfter Fliesen beeinflussten die portugiesische Fliesenherstellung und gelangten vor allem nach Norddeutschland und Dänemark. Für Adlige und reiche Kaufleute gehörte es längst zum guten Ton, ihre Paläste und Häuser mit hochwertigen Fliesen auszustatten – wobei die damalige Vorliebe für ostasiatische Kultur großen Einfluss auf die begehrten Fliesen nahm. Bis auch das einfache Volk in den Genuss der schönen Fliesen kam, sollte es aber noch etwas dauern: Erst ab 1850, als die industrielle Fertigung der Fliesen in England begann, trat die Fliese ihren endgültigen Siegeszug auch bei uns an – und wird von Meisterbetrieben und Fliesenfachgeschäften wie Fliesen WOLF in Pleinfeld in bester Tradition weitergeführt.